Enrico Garbelmann

 







Eine Motivationsspritze für die Genossen

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück zu Gast beim AWO-Sommerfest / Eintrag ins Goldene Buch der Stadt

Hildesheim (kas). Mit Peer Steinbrück schaute der Bundesfinanzminister höchstpersönlich beim AWO-Sommerfest vorbei. Dabei schrieb der Sozialdemokrat seinen Genossen mehr Selbstbewusstsein ins Stammbuch und sich selbst ins Goldene Buch der Stadt.

30 Minuten Verspätung. Ein gewisses Maß an Unpünktlichkeit gehört in prominenten Kreisen dazu. Zeit ist eben Geld, erst recht für einen Bundesfinanzminister, möchte man meinen. Doch als Peer Steinbrück die Hildesheimer Genossen beim Sommerfest im AWO-Zentrum begrüßt, gibt es von Hektik keine Spur. Ganz im Gegenteil. Gut gelaunt trotzt er dem Nieselregen, schüttelt Hände, klopft Schultern und impft den Sozialdemokraten eine gehörige Portion Selbstbewusstsein ein.

Miese Umfragewerte? Ein angegriffener Parteichef Kurt Beck? Eine CDU, die nun die Ernte jahrelanger SPD-Arbeit einfährt? Davon will Steinbrück nichts wissen. Hatte er erst vor Kurzem die eigene Partei vor einem "Heulsusen-Image" gewarnt, so fordert er auch jetzt die Genossen auf, nicht verkniffen nach rechts und links zu schauen. Die Popularität der Kanzlerin oder das Phänomen Linkspartei sollten sie vielmehr mit dem Blick auf Erreichtes kontern.

Nicht umsonst würden die familienpolitischen Erfolge einer Ursula von der Leyen auf Grundlagen fußen, die bereits von einer Renate Schmidt und einem Gerhard Schröder gelegt wurden. Nun treibe die CDU-Politikerin nur noch "politische Produktpiraterie". Die rot-grüne Agenda 2010, für die sich Teile der SPD am liebsten fast schon wieder entschuldigen würden, rechtfertigte er. Und stellte dann die Eckpunkte der Initiative "Hilfen für Helfer" vor, die endlich die steuerliche Berücksichtung von Ehrenamtlichen vorsieht.

Aussagen, für die Steinbrück Beifall und heftiges Kopfnicken erntete, bevor der Politiker dann im Namen der Kunst tätig wurde. Für den Hildesheimer Künstler Enrico Garbelmann tauchte er seine Hand in rote Farbe und hinterließ die Abdrücke auf einer Plexiglasscheibe, die in der Bundesbank in Hannover neben der seines Vorgängers Hans Eichel aufgehängt werden soll. ( "Mal sehen, wer die längeren Finger hat.")

Gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Bernhard Brinkmann, Bürgermeister Henning Blum und den Landtagsabgeordneten Jutta Rübke und Jürgen Lanclée ging es dann – zu Fuß und gut bewacht – zu Kurt Machens ins Rathaus. Hier berichtete der Oberbürgermeister dem Gast aus Berlin von den steigenden kommunalen Ausgaben, vor allem im Bereich der Sozialleistungen. In der Diskussion um die Schaffung neuer Krippenplätze erklärte Steinbrück, anstelle einer weiteren Kindergelderhöhung lieber kostenlose Kindergartenplätze anpeilen zu wollen.

Im Dienstzimmer des OBs trug sich der gebürtige Hamburger schließlich ins Goldene Buch ein und stieß dabei auf die Unterschrift von Uwe Seeler. Die Spiele in der Oberliga 1958/59 zwischen dem HSV und dem VfV, so Steinbrück grinsend, seien für ihn die frühesten Erinnerungen, die er an Hildesheim habe.


Rote Farbe für den Sozialdemokraten: Der Künstler Enrico Garbelmann nahm vom Bundesfinanzminister einen Handabdruck, der demnächst in der Bundesbank in Hannover ausgestellt wird.  Foto: Kasten